vegetarisch

Vollkorn-Spaghetti mit frischer Paprika-Sauce

Unser Kinder sind es wert

Letzte Woche gab es an unserer Schule einen Sporttag. Danach kam mein Sohn mit einer Freundin glücklich und SEHR hungrig nach Hause. Vielleicht kennt Ihr das ja auch: Wenn das Kind Besuch mitbringt, macht man sich automatisch ein paar mehr Gedanken darüber, was man kocht. Es sollte den Kindern ja schließlich schmecken und dabei auch noch gesund sein. Das ist oft gar nicht so einfach, da viele Kinder mittlerweile so sehr an Fertigkost und stark zuckerhaltige Nahrung gewohnt sind, dass sie mit gesundem, frisch gekochtem Essen nicht allzu viel anfangen können. Die tägliche, aufgewärmte Schulkost trägt ihren Teil dazu bei.

Gerade das Essen, das explizit für Kinder angeboten wird, weist meistens die schlechteste Qualität auf und enthält viel Zucker, raffinierte Kohlenhydrate, Industriefette und Zusatzstoffe. Selbst in guten Restaurants unterscheiden sich die Gerichte der Kinderkarte kaum von dem Angebot der Fast Food-Ketten und Imbissbuden: Burger, Pommes und Schnitzel, garniert mit Ketchup und Mayo. Vitamine und Mineralstoffe, essenzielle Fette und Eiweiße – Fehlanzeige. Und gerade Kinder benötigen diese wertvollen Stoffe in noch größeren Mengen als wir Erwachsene, da sie noch im Wachstum sind.

Wie konnte es nur soweit kommen, dass wir unseren Kindern, das Wertvollste, das wir haben, das schlechteste und billigste Essen geben? Ich denke, es hat viel mit Bequemlichkeit zu tun. Gerichte mit viel Zucker und Fett gehen meistens gut. Das kennen wir ja von uns selbst. Wenn wir einmal anfangen, Chips oder Pommes zu essen, können wir nicht mehr stoppen. Also, wenn die lieben Kleinen mit Pommes und Ketchup versorgt werden, sind sie erst einmal zufrieden, und wir haben unsere Ruhe. Zudem sind Pommes & Co. überall im Angebot, wogegen man gesundes Essen meist selbst mitbringen muss.

Aber man kann ja auch mal eine Ausnahme machen, oder? Ich selbst habe mich schon oft dabei erwischt, dass ich mir denke: Ach, ich diskutiere das jetzt nicht, einmal kann man ja eine Ausnahme machen und die Fanta kaufen. So ähnlich muss es dem Vater beim letzten Fußballturnier gegangen sein, dessen Sohn gerne eine Cola haben wollte. Der Vater ließ dies nicht zu und entgegnete dem Sprössling entschlossen: „Nein, eine Cola gibt es nicht, das ist ungesund. Kauf dir ein Spezi (Fanta-Cola).“ Das Problem besteht heutzutage allerdings darin, dass es mittlerweile im Umfeld fast aller Kinder einfach zu viele Ausnahmen gibt und die Ausnahmen häufig bereits zur Regel geworden sind.

Das Resultat fällt uns dann allen ins Auge: Die Zahl der übergewichtigen Kinder nimmt ständig zu. Und die Folgen für diese Kinder sind dramatisch. Viele Kinder leiden bereits im Grundschulalter an chronischen ernährungsbedingten Krankheiten wie Adipositas, Diabetes (das sogenannte ALTERS-Diabetes!!!), Allergien, Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, Hautekzemen, ADHS und vielem mehr.  Wie sich der Gesundheitszustand dieser Kinder dann über die nächsten Jahre bis ins Erwachsenenalter hinein entwickeln wird, ist nicht abzusehen.

Wir alle tragen die Verantwortung

Wir haben einen tollen Kinderarzt. Er hat immer das Kindeswohl im Blick und spricht mit meinem Sohn auch über so wichtige Dinge wie Ernährung. Er hat neulich das Thema auf den Punkt gebracht: „Ernährung ist auch ein Bildungsauftrag.“ Hier kann sich keiner wegducken, der in irgendeiner Weise mit der Erziehung unserer Kinder betraut ist. Alle – Eltern, Großeltern, Kindergärten und Schulen – müssen sich ihrer Verantwortung bewusst werden.

Denn wenn die Verantwortung für gesunde Ernährung von den Großeltern an die Eltern, von den Eltern an die Schulen und von den Schulen wiederum an die Eltern abgegeben wird, bleiben am Schluss unsere Kinder auf der Strecke. Deshalb müssen wir alle das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Wir müssen uns klar werden, dass Kinder nur so gesund sein können wie die Nahrung, die sie tagtäglich zu sich nehmen. Und wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, dass unsere Kinder die besten und gesündesten Lebensmittel bekommen, die wir kriegen können.

Ich weiß aus eigener Erfahrung sehr gut, dass das einfacher gesagt als getan ist. Wenn man möchte, das sich sein Kind gesund ernährt, fühlt sich das oft wie ein permanenter Kampf an. Aber man muss einfach dran bleiben und jede Chance ergreifen, die sich bietet. Bei einer Sportveranstaltung das Kind zu zwingen, den angebotenen Muffin liegen zu lassen und den mitgebrachten Apfel zu essen, ist ziemlich aussichtslos. (Kann mir eigentlich mal jemand verraten, warum gerade bei Sportveranstaltungen so viele ungesunde Nahrungsmittel im Angebot sind?) Aber jeder kleine Schritt zählt. Dem Kind morgens VOR der Sportveranstaltung frisches Obst oder ein Vollkorn-Brot zu servieren, ist viel leichter von Erfolg gekrönt.

Ich habe die Erfahrung gemacht, das Kinder ab einem gewissen Alter durchaus Argumenten zugänglich sind. Und dass sie verstehen, warum es wichtig ist, gesunde Lebensmittel zu essen. Mein Sohn greift ganz sicher nicht zum Apfel, wenn gleichzeitig eine Tüte Gummibärchen im Angebot ist, aber er isst diesen Apfel mit Genuss, wenn ich ihm diesen nachmittags als Zwischenmahlzeit anbiete. Und er schmeckt ihm noch viel besser, wenn er weiß, dass er gut für ihn ist ihn dabei unterstützt, sportlich und fit zu bleiben.

Süßigkeiten Kindern komplett zu verbieten, halte ich für schwierig. Kinder finden dann – zumindest ab einem gewissen Alter – in der Regel Wege, sich diese anderweitig zu beschaffen. Aber Kinder können auch durchaus verstehen, dass Süßigkeiten und ungesunde Ernährung aus gutem Grund limitiert sind und dass sie nicht Apfelschorle UND Schokoriegel bekommen, sondern eine Auswahl treffen müssen.

In jedem Kind steckt ein kleiner Koch

Außerdem ist es hilfreich, Kinder beim Einkauf und bei der Zubereitung der Mahlzeiten mit einzubeziehen. Mein Sohn liebt es zum Beispiel, Pesto mit frischem Basilikum, Knoblauch und Pinienkernen selbst zu machen und vor allem anschließend die Schüssel auszulecken. Ich habe inzwischen den Anteil an Basilikum und Knoblauch in meinem Rezept verdoppelt, damit er hier gleich die doppelte Menge Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Chlorophyll erhält. Und Spaghetti liebt er – egal ob Vollkorn oder nicht.

Das habe ich mir auch zunutze gemacht, als die Kinder am Donnerstag ausgehungert von ihrer Sportveranstaltung kamen. Vollkorn-Spaghetti enthalten sicher nicht mehr allzu viele Vitalstoffe (außer Ihr macht sie mit frisch gemahlenem Mehl selbst), da sie ja industriell gefertigt werden und gelagert werden, aber sie enthalten immer noch mehr Mineralstoffe als entsprechende Pasta aus Weißmehl. Außerdem enthalten Vollkorn-Produkte viele wertvolle Ballaststoffe, die wichtig für eine gesunde Darmflora, unsere Darmperestaltik und für eine langsame Abgabe der Glukose ins Blut sind. Und wenn man Vollkorn-Reis-Spaghetti verwendet, ist das Ganze auch noch glutenfrei.

Frische Zutaten = viele Vitalstoffe

Als Grundlage für Saucen verwende ich gerne frisches, ungekochtes Gemüse oder Kräuter, meist kombiniert mit Nüssen oder Samen, so dass hier noch alle Vitalstoffe zur Verfügung stehen. Dies ist auch bei meiner Paprika-Sauce der Fall, und dabei ist sie auch noch ganz schnell zubereitet. Noch ein Salat dazu, und fertig ist ein super gesundes und leckeres Essen. Die Sonnenblumenkerne enthalten übrigens, neben vielen anderen wertvollen Stoffen, Lecithin, einen sekundären Pflanzenstoff. Zusammen mit dem Olivenöl sorgt dieser dafür, dass die Sauce schön cremig wird. Mehr dazu könnt Ihr im Rezept vegane Aioli nachlesen.

Beim Essen haben wir uns dann auch über gesundes Essen unterhalten. Die Kinder wissen natürlich,  dass ich eine Weiterbildung zur Ernährungsberaterin mache, und stellen mir immer viele Fragen. Als ich gerade erklärte, dass frischer grüner Salat viel Chlorophyll enthält, was für uns sehr gesund ist, haben sich die Kinder gleich eine Geschichte dazu ausgedacht, die sie lachend gemeinsam entwickelt haben: „Es war einmal ein Mann, der hat immer nur Salat gegessen. Und so ist er 100 Jahr alt geworden. Von dem Chlorophyll ist er irgendwann ganz grün geworden. Aber er war dabei sehr glücklich und hat viele Reisen unternommen. Eines Tages hat ihm jemand ein Gummibärchen geschenkt, das aussah wie Salat. Der Mann hat es gegessen und ist auf der Stelle tot umgefallen.“ (lautes Gelächter und Prusten an dieser Stelle). Tja, so einfach kann gesunde Ernährung sein!

Danke, Kinder, für diese Geschichte – Ihr seid einfach toll! ♥♥♥

Ihr findet übrigens alle kind-gerechten und Kinder-erprobten Rezepte, wenn Ihr auf der Startseite bei den Kategorien auf „für kids“ klickt. Probiert es einfach mal aus, unsere Kinder sind es wert!

Vollkorn-Reis-Spaghetti mit frischer Paprika-Sauce

für 4 Personen

400 g Vollkorn-Spaghetti (Reis – glutenfrei, Dinkel, Kamut oder Emmer)

Für die Sauce
2 große rote Paprika
2 Knoblauchzehen
5 EL Sonnenblumenkerne
5 EL Olivenöl
2 TL Salz
2 TL Paprikapulver
5 bis 6 Umdrehungen aus der Pfeffermühle

3 EL Sonnenblumenkerne zum Anrösten

Das Wasser für die Spaghetti zum Kochen bringen. Die Nudeln entsprechend der Packungsvorschrift kochen.

Inzwischen die Paprika waschen und vom Kerngehäuse befreien. Grob zerkleinern. Den Knoblauch schälen. Alle Zutaten mit den Gewürzen in den Mixer oder Food Processor geben und in 2 bis 3 Minuten zu einer cremigen Sauce mixen.

In der Zwischenzeit die übrigen Sonnenblumenkerne in einer Pfanne ohne Öl anrösten.

Die Spaghetti mit der Hälfte der Sauce mischen. Den Rest der Sauce und die gerösteten Sonnenblumenkerne in Schüsseln auf den Tisch stellen, so dass sich jeder nach Belieben noch mehr Sauce nehmen und sein Essen mit den Sonnenblumenkernen garnieren kann.

Lasst es Euch schmecken – enjoy!

eestuttgart

View Comments

  • Liebe Eva,
    schon beim Lesen deines Artikels war mir klar, dass ich dieses Rezept probieren werde! Es ist einfach nur unbeschreiblich lecker und meine Tochter fragte nur, ob dies wieder ein Eva-Rezept ist :-) selbst mein Sohn, der erst zögerte, griff dann kräftig zu!
    Allerdings ist mir eins klar geworden. ...dieses Essen nicht vor Konzerten (Knoblauch-Alarm) und ich brauche dringend einen anderen Mixer, da der klassische versagt hat und der Stabmixer Schwierigkeiten hatte :-)
    Unbedingt zu empfehlen! !!
    Tausend Dank, liebe Eva

    • Liebe Alex,

      das ist für mich die schönste Rückmeldung, wenn das gesunde Essen der ganzen Familie - vor allem den Kindern - schmeckt! Dir herzlichen Dank dafür! Der Knoblauch-Gehalt ist hoch, das stimmt. Aber da bin ich inzwischen der Meinung, dass man es wie in südlichen Ländern halten sollte: Wenn alle Knoblauch essen, stört es auch keinen!
      Und ja, richtiges Werkzeug ist für die gesunde Küche wichtig. Aber wenn man sich dauerhaft gesund ernähren will, ist das sicherlich eine lohnende Investition.

      Liebe Grüße an die ganze Familie

      Eva

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