Die Kraft der sekundären Pflanzenstoffe

Die Kraft der sekundären Pflanzenstoffe

Die unbekannten Multi-Talente in unserer Nahrung

Sie haben mich schon immer beeindruckt. Während meiner Weiterbildung zur Ernährungsberaterin habe ich mich zum ersten Mal ausführlich mit ihnen befasst: den sekundären Pflanzenstoffen, auch Phytamine oder Phytonährstoffe genannt. Sie sind wahre Multi-Talente und helfen uns, gesund zu bleiben. Manche Forschungsergebnisse lassen gar vermuten, dass es sich um wahre Wundermittel handelt. Nun hat mir der Hans-Nietsch-Verlag ein interessantes Buch zur Verfügung gestellt: „Fitness für die Zellen mit Phytonährstoffen“ von Milan Hartmann.

Für Pflanzen sind sie Farb-, Aroma-, Duft- oder Schutzstoffe. Für uns Menschen sollen sie unglaubliche gesundheitsfördernde Eigenschaften haben: Da ist die Rede von ihrer antioxidativen Wirkung und dass sie uns vor schweren Krankheiten schützen. Selbst vor Krebs sowie Herz- und Kreislauferkrankungen sollen sie uns angeblich bewahren. Grund genug, sich genauer anzuschauen, wie diese Stoffe wirken und wie wir sie uns zu Nutze machen können.

Wie Rotwein ist auch Kakao reich an OPCs

Rotwein ist gesund

Jeder hat wahrscheinlich schon von der sagenhaften Wirkung von Rotwein gehört. Die in Rotwein enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe, die so genannten OPCs (Oligomere Proanthocyanidine), haben antioxidative Wirkung, schützen uns vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, fördern die Hautgesundheit und haben insgesamt lebensverlängernde Eigenschaften.

Das hört der Weintrinker natürlich gerne! So mancher passionierte Weintrinker hat sich denselben mit diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen sicherlich bereits schön getrunken. Die gute Botschaft für alle Nicht-Trinker:  Man muss keinen Alkohol (der schließlich ab einer bestimmten Menge unserer Gesundheit eher schadet) zu sich nehmen, um gesund zu bleiben und sich die Kräfte der OPCs zu nutze zu machen.

In seinem Buch beschreibt Milan Hartung leicht verständlich, was Phytonährstoffe eigentlich sind, in welche Gruppen man sie unterteilen kann und was die einzelnen Stoffe nach dem aktuellen Stand der Forschung können. Und so erfahren wir auch alle Fakten über jene sagenhaften OPCs. Dass diese in Wein enthalten sind aber ebenso in vielen anderen Pflanzen. Und dass wir anstelle eines Gläschen Weins genauso gut einen Apfel essen können, um in deren Genuss zu kommen. (Freilich wäre hier noch die Frage zu klären, was an einem kalten Winterabend besser schmeckt…)

Milan Hartmanns Buch enthält viel Wissenswertes rund um die sekundären Pflanzenstoffe. Allerdings weist er auch mehrfach darauf hin, dass die Erforschung der sekundären Pflanzenstoffe noch lange nicht abgeschlossen ist. Es ist bis jetzt nur ein kleiner Teil der sekundären Pflanzenstoffe bekannt. Und auch über deren Wirkung wissen wir bis jetzt noch längst nicht alles. Nur ein Bruchteil der Stoffe ist bis jetzt erforscht. Auch ist das Zusammenspiel der verschiedenen sekundären Pflanzenstoffe miteinander oder auch mit Makro- und Mikronährstoffen nur in Teilen bekannt.

Die Kraft der sekundären Pflanzenstoffe für sich nutzen

Was bedeutet das nun für uns? Wie können wir sicherstellen, die Kraft der sekundären Pflanzenstoffe möglichst optimal zu nutzen? Am besten können wir die Kraft der sekundären Pflanzenstoffe nutzen, wenn wir uns möglichst abwechslungsreich und pflanzenbasiert ernähren. Unsere Nahrung sollte möglichst viele unterschiedliche Gemüse- und Obstsorten, Hülsenfrüchte, Kräuter, Pilze sowie Vollkorn-Getreide, Nüsse und Samen enthalten.

Wenn wir diesen Ratschlag befolgen, müssen wir eigentlich gar nicht wissen, wie die sekundären Pflanzenstoffe genau wirken. Sie tun es dann einfach und halten uns gesund, ohne dass wir genau wissen, welche sekundären Pflanzenstoffe in den Lebensmitteln stecken und was diese genau können. Lohnt es sich dann überhaupt, das Buch zu lesen? Ich finde schon!

Es ist unglaublich faszinierend, zu erfahren, was die Natur so alles kann. Welche wertvollen Stoffe Pflanzen für uns bereit halten und welche Fülle von gesundheitsfördernden Substanzen uns die Natur Tag für Tag schenkt. Wir müssen dieses Geschenk einfach nur annehmen und genießen. Das ist für mich eine große Motivation, an meiner pflanzenbasierten Vollwertkost festzuhalten und mich mit der ganzen Vielfalt der Natur gesund zu ernähren.

Ich versuche das mal an einem Beispiel aus Milan Hartmanns Buch zu verdeutlichen. Ihr kennt sicher die Diskussion, dass man möglichst alle Nahrungsmittel roh und ungekocht zu sich nehmen soll. Gekocht gehen schließlich (fast) alle Vitamine, Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe verloren. Das ist auch größtenteils richtig. Allerdings gibt es auch Ausnahmen. Lycopin, der Phytonährstoff, der für die rote Farbe der Tomaten verantwortlich ist, geht beim Kochen nicht verloren, im Gegenteil. In Tomatenmark ist weitaus mehr Lycopin enthalten als in den rohen Früchten.

Das heißt für mich, dass ich auch weiterhin viel Rohkost zu mir nehmen werde, um alle Vitalstoffe zu bekommen, die durch das Kochen verloren gehen. Aber ich werde zukünftig meine leckere (gekochte!) Tomatensauce noch mehr genießen und dabei an das Lycopin denken. (Das Carotinoid Lycopin gilt als Antioxidans und Radikalfänger.)

Übersichtlich und praktisch

Das Buch liest sich leicht und beinhaltet im handlichen Format neben vielen interessanten Informationen auch einige Rezepte, mit denen man das angelesene Wissen dann auch gleich in die Praxis umsetzen kann. Mir gefällt hier am besten das Rezept für einen „Kurkuma-Shot“. In diesem Rezept werden die Phytonährstoffe (und natürlich auch alle Vitamine und Mineralstoffe) von Kurkuma und Ingwer in einem Rezept vereint und konzentriert (ein klarer Fall von Vitalstoff-Doping). Das werde ich auf jeden Fall ausprobieren.

Besonders praktisch finde ich die Tabelle mit einer Übersicht über alle Phytonährstoffe mit ihrer jeweiligen Wirkung auf uns Menschen, in der man schnell mal etwas nachschauen kann. Diese werde ich sicherlich häufig nutzen (und dieses Wissen dann wiederum an Euch weitergeben!) Sehr angenehm ist auch, dass das Buch viel wertvolles Wissen beinhaltet, jedoch nicht mit Fachwissen überfrachtet ist. So werden auch die Leser, die mit dem Thema noch nicht so vertraut sind, nicht überfordert.

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