Herz-gesund durch einen gesunden Lebensstil

Herz-gesund durch einen gesunden Lebensstil

Trotz steigender Impfzahlen haben immer noch viele Menschen Angst vor Corona und den Folgeschäden. Dabei ist Corona bei weitem nicht die Todesursache Nummer 1 in Deutschland. Nach wie vor liegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit großem Abstand auf Platz 1. Und wir können einiges dafür tun, dass unser Herz-Kreislauf-System gesund bleibt. Höchste Zeit, uns ein Herz zu fassen und unsere Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen.

Letzte Woche begegnete mir eine Nachbarin auf der Straße. Wobei man von einer echten Begegnung eigentlich nicht sprechen kann. Sie trug eine Sonnenbrille und eine FFP-2-Maske und lief mit tief gesenktem Kopf an mir vorbei, ohne mich überhaupt wahrzunehmen. Auch auf mein freundliches Hallo kam keine Antwort. Erstaunt schaute ich ihr nach, wie sie eilig hinter der nächsten Hausecke verschwand. Wohlgemerkt war außer uns beiden weit und breit niemand zu sehen. Das heißt, eine Ansteckungsgefahr war einfach nicht vorhanden.

Nach anderthalb Jahren im Corona-Ausnahmezustand wird unser Leben immer noch von den Schlagzeilen über diese Infektionskrankheit bestimmt. Das macht verständlicherweise vielen Menschen Angst. So ist zu beobachten, dass sich selbst Geimpfte häufig noch große Sorgen machen, sich mit Corona anzustecken und schwer zu erkranken.  Und viele verhalten sich – Impfung hin oder her – immer noch so, als wäre die Gefahr durch das Virus für sie immer noch gleich groß wie vor der Impfung.

Corona ist nicht die größte Gefahr

Prof. Manuel Schaber, Kinder- und Jugendtherapeut und Professor für Psychologie am Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften der Universität Salzburg hat viele Befragungen zu Corona und den mit der Erkrankungen verbunden Ängsten und Folgeschäden durchgeführt. Er kommt zum Schluss, dass die meisten Menschen ihre persönliche Gefährdung durch eine Corona-Erkrankung stark überschätzen. So wurden beispielsweise Menschen aus allen Altersgruppen gefragt, wie groß sie die Gefahr einschätzen, bei einer Covid-Erkrankung auf der Intensivstation zu landen. Die Befragten schätzten ihr persönliches Risiko um bis zu 56 mal so hoch ein wie es in Wirklichkeit ist.

Subjektiv empfinden wir also die Gefahren durch das Virus viel größer als sie tatsächlich sind. Gleichzeitig blenden wir andere, teilweise viel größere Risiken, aus. So haben wir es als Gesellschaft auch versäumt, andere Gefahren der Pandemie, die beispielsweise durch Schulschließungen entstanden sind, nicht aus den Augen zu verlieren. Erst jetzt, nach anderthalb Jahren Corona, dämmert es uns langsam, dass nicht nur Corona, sondern auch alle mit der Krise verbunden Maßnahmen ihre „Nebenwirkungen“ haben. Gerade bei Kindern wird meiner Meinung nach immer klarer, dass diese weitaus größer sind als die Gefahr durch das Virus selbst.

Die meisten Deutschen sterben an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung

Interessant wäre es sicherlich auch, eine Befragung durchzuführen, wie groß die Deutschen ihr Risiko, an Corona zu sterben, im Vergleich zu anderen Todesursachen einschätzen. Seit Jahren rangieren bei den häufigsten Todesursachen in Deutschland die Herz-Kreislauf-Erkrankungen an erster Stelle. Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 300.000 Menschen an diesen Erkrankungen. Im Vergleich: Im Jahr 2020 starben 34.173 Menschen an Covid-19.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellen – objektiv betrachtet also eine weitaus größere Gefahr für uns dar als Covid-19. Hinzu kommt, dass eine Vorerkrankung im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems auch das Risiko erhöht, schwer an Covid-19 zu erkranken. Obduktionen von Corona-Toten an verschiedenen Universitäten in Deutschland haben ergeben, dass fast alle an Covid-19 Verstorbenen ein oder mehrere Vorerkrankungen hatten. Eine Analyse von Münchner Todesscheinen und den auf ihnen angegeben Todesursachen im Zeitraum März bis Juli 2020 ergab, dass die an Covid-19 Verstorbenen im Schnitt 1,8 Vorerkrankungen hatten. Dabei handelte es sich in 54,8 % der Fälle um Krankheiten des Kreislaufsystems. Die häufigsten kardiovaskulären Erkrankungen sind dabei die koronare Herzkrankheit und der Schlaganfall. 

Damit möchte ich nicht Corona verharmlosen oder die Angst vor Corona durch die Angst vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen ersetzen. Ich möchte mit dieser Einordnung vielmehr die aktuellen – häufig diffusen – Ängste vieler relativieren und Mut machen, die eigene Gesundheit in die Hände zu nehmen. Denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen fallen meist nicht vom Himmel. Vielmehr sind die meisten Erkrankungen auf diesem Gebiet durch unseren Lebensstil verursacht oder zumindest beeinflusst. Und das heißt im Umkehrschluss, dass wir die Gesundheit unseres Herz-Kreislauf-System verbessern können, wenn wir unseren Lebensstil verändern. Hier einige Beispiele:

Gesund essen

Eine vollwertige pflanzenbasierte Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen, Samen und gesunden pflanzlichen Fetten wie kalt gepresstes Oliven-, Lein- oder Rapsöl tut unseren Gefäßen gut. Etwas Fisch oder mageres Fleisch können ergänzt werden, wobei Fisch zu bevorzugen ist. Mit Salz sollten wir sparsam umgehen. Verarbeitete Produkte wie beispielsweise Wurst oder Fertigprodukte sowie Zucker und Weißmehlprodukte sollten wir meiden. Hier könnt Ihr Euch inspirieren lassen und vielleicht gleich ein leckeres und gesundes Rezept ausprobieren.

Regelmäßig bewegen

Bewegung trainiert unsere Gefäße und hält sie jung. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt, sich täglich 30 Minuten zu bewegen. Sucht Euch am besten eine Sportart aus, die Euch richtig Spaß macht und plant diese fest in Euren Alltag ein. Dabei solltet Ihr erst einmal langsam beginnen. (Und wenn Ihr eine Vorerkrankung habt, unbedingt vorher mit Eurem Arzt sprechen!) Wenn Ihr schon lange keinen Sport mehr gemacht hat, empfiehlt es sich, mit einem täglichen Spaziergang zu starten und langsam die Intensität zu steigern. Und wenn Ihr sehr wenig Zeit habt, könnt Ihr versuchen, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren. So könnt Ihr zum Beispiel Treppen steigen anstatt mit dem Aufzug zu fahren, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit gehen, oder vielleicht auch das Treffen mit der Freundin mit einem Spaziergang verbinden.

Waldbaden 

Studien haben gezeigt, dass ein Aufenthalt im Wald unsere Gesundheit auf vielfältige Art und Weise fördert. Sekundäre Pflanzenstoffe der Bäume, vor allem die sogenannten Terpene, stärken nicht nur unser Immunsystem, sondern senken auch unseren Blutdruck, unsere Blutzuckerwerte und fördern die Bildung von körpereigenen Herzschutzsubstanzen. Wenn Ihr Eure tägliche Bewegungseinheit also in den Wald oder in einen Park verlegt, könnt Ihr gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Und gleichzeitig wirkt sich ein Aufenthalt in der Natur positiv auf unser Stresslevel aus. Hier findet Ihre weitere Informationen zum Thema Waldbaden. 

Stress reduzieren

Dauerhafter Stress wirkt sich negativ auf unserer Gesundheit aus, auch auf die unseres Herz-Kreislauf-Systems. Wer ständig unter Druck steht, läuft Gefahr, ernsthaft zu erkranken. Auch wenn man dazu neigt, sich „alles zu Herzen zu nehmen“, wirkt sich dies negativ aus. Stress lässt sich nicht immer vermeiden, aber wir können versuchen, Stress zu reduzieren und uns einen ganz persönlichen Ausgleich zu suchen, damit unser Körper immer wieder zur Ruhe kommt und sich erholen kann. Für den einen ist das vielleicht der bereits beschriebene tägliche Waldspaziergang, für den anderen die tägliche Yoga-Übung oder Meditation. Oder tut es Euch vielleicht gut, Musik zu hören oder Euch mit einem guten Buch zurückzuziehen? Findet heraus, an was Euer Herz hängt, es wird Euch und Eurer Gesundheit gut tun! 

Kontakte pflegen

Wir Menschen sind einfach keine Einzelgänger, auch wenn uns das bei dem einen oder anderen so erscheinen mag. Wir brauchen soziale Kontakte, um uns wohl zu fühlen und gesund zu bleiben. Der herzliche Umgang mit anderen und auch der körperliche Kontakt wie zum Beispiel eine Umarmung, fördern die Ausschüttung des Kuschelhormons Oxytocin und senken unseren Cholesterinspiegel. Und das wirkt sich wiederum positiv auf unsere Herz-Kreislauf-Gesundheit aus. 

Genussmittel reduzieren

Mit Alkohol in kleinen Mengen kommt unser Körper ganz gut zurecht. Der tägliche und ausgiebige Konsum macht uns jedoch krank und wirkt sich auch negativ auf unsere Herz-Kreislauf-Gesundheit aus. Noch größer sind die negativen Auswirkungen des Rauchens. Das Rauchen aufzuhören ist schwer. Aber vielleicht motiviert es Euch, dass Ihr Euer Herzinfarktrisiko reduziert, wenn Ihr mit dem Rauchen aufhört! 

Nicht warten

Wie Ihr seht, gibt es viele Möglichkeiten, wie wir unser Herz-Kreislauf-System gesund erhalten können. Wichtig ist, nicht zu warten, sondern einfach anzufangen. Vielleicht beginnt Ihr mit dem Punkt auf der Liste, der Euch am meisten anspricht und den Ihr leicht umsetzten könnt. Wenn es Euch beispielsweise am leichtesten fällt, einfach dreimal pro Woche im Wald spazieren zu gehen, dann fangt genau damit an. Und wenn Ihr merkt, wie gut Euch das tut, seid Ihr wahrscheinlich motiviert genug, Euch auf fünf Spaziergänge pro Woche zu steigern oder den nächsten Punkt auf der Liste anzugehen. Vielleicht erhöht Ihr dann als nächstes Euren Gemüsekonsum oder reduziert Schritt für Schritt den Stress in Eurem Leben. Jeder Schritt zählt und mit jedem Schritt verbessert Ihr Eure Herz-Kreislauf-Gesundheit. Und dabei werdet Ihr Euch auch einfach gesunder und fitter fühlen. 

Auf der Seite der Deutschen Herzstiftung findet Ihr übrigens einen Ratgeber, der einen Risikotest enthält. Dort könnt Ihr selbst überprüfen, wie hoch Euer persönliches Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung ist. Das hilft Euch vielleicht, Euch ein Herz zu fassen und den ersten Schritt in ein gesünderes Leben zu gehen. 

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