Umwelt und Corona: Eine Verschnaufpause für die Natur

Umwelt und Corona: Eine Verschnaufpause für die Natur

…mit einem Buchtipp und einem Rezept für eine leckere Wildkräuter-Suppe

Die Corona-Krise zwingt die Weltgemeinschaft zum Stillstand. Schon sehr früh in der Krise wurde deutlich, dass dieser durchaus auch positive Auswirkungen hat. Am meisten und am augenscheinlichsten profitiert die Umwelt von unserer Zwangspause. Die Natur scheint förmlich aufzuatmen und sich mit jedem Tag, die die Krise andauert, ein klein wenig zu erholen. Aber dies ist nur ein erster zaghafter Schritt in die richtige Richtung. Unsere Umwelt braucht langfristig Unterstützung, damit diese Erholung auch nachhaltig werden kann. Dabei kommt es jetzt auf jede*n einzelne*n von uns an. Wir alle können unsere Umwelt tagtäglich mit dem, was auf unserem Teller landet, unterstützen – und dabei auch für uns selbst etwas Gutes tun.

Hier geht’s direkt zum Rezept!

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Es ist auffallend ruhig geworden, obwohl wir mitten in der Stadt wohnen. Es fahren kaum Autos, wenige Menschen sind auf den Straßen unterwegs, kein Flugzeug durchkreuzt das strahlende Blau des Frühlingshimmels. Und so höre ich, wenn ich bei geöffnetem Fenster am Schreibtisch sitze, vor allem das Vogelgezwitscher aus unserem Hinterhof. Bald schon macht die Nachricht die Runde, dass in den Lagunen von Venedig Delfine gesichtet wurden. Diese Nachricht stellte sich später als Fake News heraus. Aber Satellitenaufnahmen der NASA und der ESA zeigen, dass sich der durch die Corona-Krise verursachte Stillstand weltweit positiv auf die Luftqualität auswirkt. Wir reisen weniger, wir konsumieren weniger, wir verursachen weniger Treibhausgase und produzieren weniger Müll.

Unser Planet leidet

Unser Planet leidet schon lange unter unserem Handeln. Nun erreicht ein Virus, was unsere Weltgemeinschaft nicht hingekriegt hat. Wir freuen uns, dass es in unseren Städten ruhiger geworden ist, dass der Himmel so blau ist wie noch nie und dass in Venedig Delfine gesichtet wurden. Und wir bedauern es dann aufrichtig, dass dies eine Falschmeldung war. Gleichzeitig werden die Stimmen immer lauter, dass es nun – Corona hin oder her – Priorität haben muss, die Wirtschaft wieder zu stärken und anzukurbeln. Das ist ja auch verständlich, denn viele sehen momentan durch die Krise ihre Existenz gefährdet. Und in vielen ärmeren Ländern ohne funktionierendes Sozialsystem geht es häufig schlicht und ergreifend ums Überleben.

Wissenschaftler schätzen, dass über 60 % aller Viren, die uns plagen, von Tieren auf den Menschen übertragen wurden (Nature: Jones et al, 2008). Und auch das Corona-Virus soll auf einem Wildtiermarkt in Wuhan auf den Menschen übergegangen sein. Verantwortlich ist die zu große Nähe des Menschen zu Tieren, in diesem Fall Wildtieren. Diese Nähe steht in direktem Zusammenhang mit der weltweit fortschreitenden Zerstörung der Umwelt und den weitgehenden Eingriffen des Menschen in die Natur. 

Die Krise hilft der Umwelt

Wälder werden gerodet oder einfach abgefackelt, um noch mehr Futter für noch mehr Nutztiere zu produzieren. Der natürliche Lebensraum der Wildtiere wird zunehmend zerstört. Eigentlich wissen wir, dass wir handeln müssen, um unseren Planten zu schützen. Damit er sich erholen kann und wir – und die Wildtiere – einen Lebensraum haben, der uns gesund erhält und nicht immer kränker macht. Aber es brauchte wohl eine Krise, die uns dies so deutlich vor Augen geführt hat und gezeigt hat, dass wir ohne eine gesunde Umwelt einfach nicht überleben können. 

Im Moment zwingt uns die Krise noch zu umweltfreundlichem Handeln – ob wir nun wollen oder nicht. Nach der Krise wird es entscheidend sein, ob wir unsere Lektion gelernt haben und unser Verhalten so verändern, dass die Umwelt eine Chance hat, sich weiter zu erholen, oder ob wir einfach genauso weiter machen wie vor der Krise. Wenn wir den Zusammenhang erkennen, wie sich unser Handeln auf unsere Umwelt auswirkt und wie dies wiederum direkten Einfluss auf unseren Lebensraum und unsere Gesundheit hat, besteht zumindest eine Chance, dass sich Dinge zum Positiven verändern. Und dabei muss umweltfreundlich nicht bedeutet, dass die Wirtschaft zum kompletten Stillstand kommt. Die Kunst besteht darin zu erkennen, wo unser Wirtschaftssystem krankt und wie wir Dinge anders, im Einklang mit uns Menschen und der Natur gestalten können. 

Die klimafreundliche Küche 

Der Freya-Verlag hat mir vor kurzem ein interessantes Buch zur Verfügung gestellt: Die klimafreundliche Küche von Monika Röttgen. In diesem Buch geht es darum, wie sich unser Essverhalten nicht nur auf unsere Gesundheit, sondern auch auf unser Klima auswirkt. Das Buch versorgt uns mit zahlreichen interessanten Fakten. Dabei sind uns manche sicherlich schon bekannt. Fast jeder weiß inzwischen, dass sich unser Fleischkonsum negativ auf unser Klima auswirkt. Aber die wenigsten wissen wahrscheinlich, dass sich der Fleischkonsum weltweit von 1961 bis 2009 vervierfacht hat. Dass die Deutschen 50 % ihres Energiebedarfs über Fleisch decken, während es bei den Italienern lediglich 25 % sind. Dass Burger mit Pommes und Ketchup satte 3,3 kg Treibhausgase auf den Tisch bringen, während es bei Kartoffeln mit Gemüse lediglich 150 g sind…

Umwelt - klimafreundliche Küche

Das Buch wartet mit vielen erstaunlichen Fakten auf, die zum Nachdenken anregen. Mir war zum Beispiel nicht bewusst, dass der Konsum von Reis weitaus schwerwiegendere Folgen für unser Klima hat als der Konsum von heimischen Kartoffeln. Und das liegt nicht nur an den viel längeren Transportwegen, die der Reis mit auf den Tisch bringt. Da Reis im Wasser angebaut wird, ist auch der Wasserverbrauch deutlich höher. Und in diesem Wasser siedeln sich dann auch noch Bakterien an, die schädliche Treibhausgase produzieren.

Wie wäre es also, häufiger mal Reis im Regal stehen zu lassen und dafür heimisches Getreide wie Grünkern oder Dinkel zu verwenden? Oder einfach öfter mal die gute alte Kartoffel auf den Tisch zu bringen?

In diesem Buch können wir nachlesen, welche Lebensmittel wirklich saisonal, regional und klimafreundlich sind und welche wir besser meiden sollten. Es lädt uns mit vielen Vorschlägen und Anregungen ein, Neues auszuprobieren und zeigt uns gleichzeitig auf, wie wir damit nicht nur etwas Gutes für das Klima, sondern auch für uns selbst, tun. Zusätzlich zu den im „Häppchen-Style“ servierten Fakten, gibt es zahlreiche Rezeptideen. Dabei werden zu unterschiedlichen Gemüsesorten – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – immer verschiedene Verwendungsmöglichkeiten aufgezeigt, damit möglichst alles verwertet wird. So findet man zum Beispiel Rezepte, die nicht nur die Karotte, sondern auch das Grün der Karotte mit verwerten.

Ein besonderer Leckerbissen

Ein besonderer Leckerbissen sind in diesem Buch die beschriebenen Wildkräuter. Denn klimafreundlicher geht es nicht. Wildkräuter stehen uns völlig klimaneutral, saisonal und regional quasi vor unserer Haustür zur Verfügung. Wir müssen uns lediglich das erforderliche Wissen zu den Wildkräutern aneignen, und wir können mit der klimafreundlichen Kost loslegen. Es gibt übrigens hervorragende Apps, mit deren Hilfe wir im Handumdrehen bestimmen können, welche Pflanze wir vor uns haben, ob sie essbar ist und welche Heilwirkung sie hat. Und es macht wirklich großen Spaß, nach einem langen Waldspaziergang mit den Schätzen der Natur nach Hause zu kommen und etwas Leckeres daraus zuzubereiten. Wie wäre es zum Beispiel mit Bärlauch-Gebäck, einem Pesto aus Knoblauchrauke oder einem Waldmeister-Getränk oder vielleicht einer leckeren Wildkräuter-Suppe (das Rezept findet Ihr weiter unten). 

Die klimafreundliche Küche hält übrigens noch weitere wertvolle Ratschläge für uns bereit. So lernen wir zum Beispiel alles über Verpackungen. In welcher Verpackung kaufen wir am besten welche Nahrungsmittel? Und wie packen wir dann unsere Lebensmittel zu Hause ein, damit sie möglichst lange haltbar sind aber die Verpackung keine negative Auswirkung auf unsere Umwelt und auf unsere Gesundheit hat? Auf www.klimafreundlich-kueche.de gibt es viele weitere Tipps und Mitmachangebote. So gibt es dort zum Beispiel einen sehr hübsch gestalteten Saisonkalender, der uns täglich Orientierung gibt, welches Obst und Gemüse gerade Saison hat. 

Gut für die Umwelt und unsere Gesundheit 

Eine pflanzenbasierte Ernährung mit möglichst regionalen und saisonalen Produkten in Bio-Qualität (ergänzt durch keine oder nur sehr wenige tierische Produkte) ist nicht nur für unser Klima am besten, sondern auch für unsere Gesundheit. Mit jedem Schritt, den wir bei unserer Ernährung für unsere Umwelt machen, tun wir auch gleichzeitig etwas für unsere eigene Gesundheit. Und auch unserer Seele tut diese Form der Ernährung gut. Denn sie gibt uns das gute Gefühl, im Einklang mit Mensch, Natur und Umwelt zu leben und mit unseren Ernährungsgewohnheiten niemandem zu schaden – auch nicht unserem Planenten, der schließlich unser aller Zuhause ist. 

Dabei müssen wir nicht gleich alles auf einmal umsetzen, was in diesem Buch vorgeschlagen wird. Wir können einfach mit einem ersten Schritt anfangen. Wenn wir die Erfahrung machen, wie viel Spaß die umweltfreundliche Küche machen kann und wie gut uns diese Art der Ernährung tut, bekommen wir sicherlich Lust, auch den nächsten Schritt zu gehen und uns so Schritt für Schritt immer mehr im Einklang mit der Natur und unserer Gesundheit zu ernähren. Denn schließlich ist die Umwelt nichts Abstraktes. Wir sind Teil von ihr und können nur mit ihr gesund bleiben beziehungsweise werden. 

Der erste Schritt für die Umwelt

Damit ihr gleich ausprobieren könnt, wie lecker die umweltfreundliche Küche sein kann, habe ich Euch ein Rezept für eine vegane Wildkräuter-Suppe aufgeschrieben. Ihr könnt dazu alle Wildkräuter verwenden, die gerade in der Natur wachsen: Bärlauch, Brennnesseln, Knoblauchrauke, Gundermann… Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Die Menge der verwendeten Kräuter hängt zum einen davon ab, wie es Euch am besten schmeckt, zum anderen auch von den verwendeten Kräutern. Gundermann schmeckt zum Beispiel weitaus intensiver als Knoblauchrauke. Ihr könnt erst einmal etwas weniger Kräuter in die Suppe mixen, anschließend probieren und je  nach Geschmack weitere Kräuter hinzufügen. Selbstverständlich kann man die Suppe auch mit gekauften Kräutern wie Basilikum oder Petersilie zubereiten. 

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Ausprobieren und bei Eurem ersten Schritt in eine klimafreundliche Küche! 

Wildkräuter-Suppe

Wildkräuter Suppe von oben quadratisch

für 2 Personen

100 g Sonnenblumenkerne
50 g Wildkräuter – oder nach Belieben mehr
2 EL Grünkernmehl (oder anderes Mehl)
500 ml Wasser
1 TL Salz

Die Sonnenblumenkerne im Mixer oder Food Processor so fein wie möglich mahlen. 

Die restlichen Zutaten hinzufügen und alles für circa 2 Minuten mixen. 

(Abschmecken und gegebenenfalls weitere Kräuter hinzufügen. Noch einmal alles gut mixen.)

Die Flüssigkeit in einen Topf geben und unter ständigem Umrühren zum Kochen bringen. 

Anschließend die Suppe noch einmal abschmecken. 

Sollte die Suppe zu dickflüssig sein, noch etwas Wasser hinzufügen. 

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