Wie wir uns auf die nächste Hitzewelle vorbereiten können
Das Wetter erinnert zur Zeit eher an April als an Sommer. Dennoch haben wir schon die erste Hitzewelle hinter uns, und die nächste kommt bestimmt. Der Klimawandel beschert uns zunehmend Wetterextreme. Am einen Tag wütet noch ein Unwetter mit Sturm und Starkregen bei fast herbstlichen Temperaturen, und am nächsten Tag kämpfen wir mit Temperaturen weit über 30 °C. In Zukunft werden wir wohl noch häufiger mit Hitzeperioden zurechtkommen müssen. Dabei ist es wichtig, dass wir uns und unseren Körper richtig auf diese hohen Temperaturen vorbereiten. Eine ausreichende Versorgung unseres Körpers mit Wasser spielt dabei eine zentrale Rolle.
Die Bilder aus Kanada haben uns eindrücklich gezeigt, wie sich unser Klima verändert hat. Eine Hitzewelle mit Temperaturen von fast 50 °C forderte dort Hunderte von Toten. Kanadas Nordwesten war auf diese Hitzewelle nicht vorbereitet. Solch hohe Temperaturen waren dort seither nicht an der Tagesordnung. Und so waren es die Menschen einfach nicht gewohnt, mit solch einer extremen Hitze umzugehen. Vor allem alte Menschen und Menschen, die durch bestimmte Vorerkrankungen bereits geschwächt sind, können bei Temperaturen über 30 °C gefährdet sein. Wenn das Thermometer wie aktuell in Kanada sogar über 40 °C steigt, wird es für immer mehr Menschen schwierig, mit dieser Herausforderung klarzukommen.
Der Mensch besteht zum Großteil aus Wasser
Ob wir mit Hitze gut zurecht kommen oder nicht, hängt unter anderem von unserem Wasserhaushalt ab. Der Mensch besteht zu circa 60 % aus Wasser. Bei Kinder liegt der Wasseranteil noch höher, bei Frauen ist er aufgrund des höheren Fettantteils etwas geringer. Aber eines ist bei allen Menschen gleich: Ohne regelmäßige Wasserzufuhr können wir nicht leben. Täglich verlieren wir ungefähr 1,5 Liter Wasser über unseren Urin. Über den Stuhl und die Haut verlieren wir in der Regel noch einen weiteren halben Liter Wasser. Wenn es draußen heiß ist und wir stark schwitzen, erhöht sich dieser Wert entsprechend.
Allein unser Blut besteht aus circa 3 Liter Wasser und bringt Tag für Tag unermüdlich Sauerstoff und Nährstoffe zu unseren Organen und Zellen. Gleichzeitig reinigen unsere Nieren dieses Blut jeden Tag circa 60 Mal. Dabei entstehen ungefähr 150 Liter sogenannter Primärharn. Damit wir überleben können, müssen unsere Nieren davon wiederum 99 Prozent rürckresorbieren, denn jeder Tropfen ist kostbar. Übrig bleiben die oben erwähnten 1,5 Liter Sekundärharn, den wir täglich ausscheiden.
Ohne Wasser können wir nicht leben
Wenn wir den täglichen Flüssigkeitsverlust nicht ausgleichen, laufen wir Gefahr, krank zu werden. So leiden beispielsweise unsere Nieren, wenn wir zu wenig trinken. Denn bei Flüssigkeitsmangel versuchen diese, immer mehr von dem lebensnotwendigen Wasser zurückzugewinnen. Dabei wird unser Harn immer konzentrierter, und es besteht die Gefahr, Nierensteine oder andere Nieren- und Harnwegserkrankungen zu entwickeln. Auch unser Kreislauf leidet, wenn er nicht ausreichend mit Wasser versorgt wird. Das Blutvolumen sinkt und mit ihm unser Blutdruck. Im Extremfall kann dies sogar lebensbedrohlich werden.
Was passiert nun, wenn es draußen richtig heiß wird? Wenn die Temperaturen steigen, steigt auch unsere Körpertemperatur. Allerdings unternimmt unser Körper alles, damit er seine Temperatur konstant auf circa 37 °C halten kann. Denn sowohl eine Unterkühlung als auch eine Überhitzung stellen für ihn einen lebensbedrohlichen Zustand dar. Deshalb erweitern sich unsere Blutgefäße und gleichzeitig schlägt unser Herz mit steigenden Temperaturen schneller: Unser Körper schaltet quasi sein Kühlsystem an. Dies ist für ihn eine große Anstrengung, und das macht sich für uns häufig durch Müdigkeit oder auch durch Kreislaufprobleme bemerkbar. Wenn wir ihn bei dieser Schwerstarbeit nicht mit ausreichend Kühlflüssigkeit in Form von Wasser unterstützen, läuft er Gefahr, Schaden zu nehmen. Man kann sich das ähnlich wie bei einem Auto vorstellen, das zu wenig Kühlflüssigkeit hat und permanent den Berg hochfahren muss. Lange kann das nicht gut gehen.
Der Hitze trotzen
Deshalb ist es wichtig, dass wir an heißen Tagen besonders gut für uns und unseren Körper mit seinem ausgetüftelten Kühlsystem sorgen. In der Regel zeigt uns unser Körper dass wir etwas trinken sollen: Spätestens, wenn unser Körper 2 Liter Flüssigkeit verloren hat, bekommen wir starken Durst. Viele Kund*innen erzählen mir jedoch in meinen Ernährungsberatungen, dass sie das Trinken häufig vergessen. Das passiert meistens dann, wenn wir im Stress sind. In Stresssituationen konzentriert sich unser Körper automatisch erst einmal darauf, die aktuelle Stresssituation zu lösen. Wenn unsere Vorfahren auf der Flucht vor dem viel zitierten Säbelzahntiger waren, konnten sie es sich schlicht und ergreifend nicht leisten, nebenher etwas zu trinken. Aber auch ältere Menschen, die keinem Stress ausgesetzt sind, vergessen gerne mal das Trinken. Manche Menschen haben sich das natürliche Durstgefühl auch regelrecht abtrainiert. Das kann passieren, wenn man seinen Durst bewusst unterdrückt, beispielsweise weil man unterwegs nicht auf die Toilette gehen mag.
Wenn ich den Verdacht habe, dass ein/e Kund/-in zu wenig trinkt, fordere ich ihn/sie immer auf, einen Tag lang die Trinkmenge zu dokumentieren. Bestätigt sich, dass diese zu niedrig ist, können dann konkrete Maßnahmen ergriffen werden. Hilfreich ist es beispielsweise, sich stündlich einen Handy-Wecker zu stellen und jedes Mal, wenn er klingelt, ein großes Glas Wasser zu trinken, bis die erforderliche Menge erreicht ist. Es gibt auch entsprechende Apps, die dabei helfen können, die eigene Trinkmenge in den Griff zu bekommen. Manchmal reicht es auch aus, das tägliche Trinksoll morgens an einer Stelle, an der man tagsüber häufig vorbeikommt, bereit zu stellen. Das kann beispielsweise in der Küche neben der Kaffeemaschine oder auch einfach auf dem Schreibtisch sein. Dann habe ich den ganzen Tag über vor Augen, ob ich genügend trinke oder noch nachlegen muss.
Medikamente anpassen
Menschen mit Vorerkankungen, sollten sich rechtzeitig vor einer Hitzewelle von ihrem Arzt beraten lassen, vor allem wenn das Herz-Kreislauf-System betroffen ist. Viele Medikamente, wie beispielsweise blutdrucksenkende Mittel, sollten bei großer Hitze anders dosiert werden, da sich unsere Gefäße bei Temperaturveränderungen entsprechend anpassen. Wenn man dann weiterhin die gleiche Dosierung seines blutdrucksenkenden Mittels einnimmt, läuft man Gefahr, dass der Blutdruck viel zu stark sinkt.
Viele Experten warnen, dass diese Thematik bei der Ärtzeschaft noch gar nicht richtig angekommen ist. Dennoch lohnt es sich, das Thema beim Hausarzt anzusprechen und eine entsprechende Beratung einzufordern. Schließlich müssen wir aufgrund des Klimawandels in Zukunft häufiger mit Hitzewellen rechnen. Da ist es hilfreich, dieses Thema rechtzeitig anzugehen. Das ist vor allem dann wichtig, wenn man bereits die Erfahrung gemacht hat, dass man mit Hitze nicht gut zurecht kommt.
Auf seinen Körper hören
Und dann ist es natürlich – wie so oft – wichtig, dass wir einfach auf unseren Körper hören und ihn in Zeiten von großer Hitze schonen. Wenn unserem Auto wegen Überhitzung ein Motorschaden droht, fahren wir an den Straßenrand und machen eine Pause. Genauso sollten wir es in Zeiten von Hitzeperioden langsam angehen lassen. Vielleicht sollten wir von den Südeuropäern lernen, und einfach nachmittags, wenn die Hitze am größten ist, eine Pause einlegen. Seit Corona ist für viele das Arbeiten dank Homeoffice inzwischen deutlich flexibler geworden. Da kann es durchaus hilfreich sein, morgens früh zu starten und nachmittags eine längere Pause einzulegen und sich vielleicht sogar einen kleinen Mittagsschlaf zu gönnen.
Auf jeden Fall wird es uns unser Körper danken, wenn wir Rücksicht auf ihn nehmen. Wir werden leichter mit der Hitze klar kommen und uns besser fühlen. In meinem Artikel Coole Tipps für heiße Tage findet Ihr noch weitere Tipps, wie Ihr mit der Hitze besser zurecht kommen könnt. In diesem Sinne wünsche ich Euch eine wunderschöne und unbeschwerte Sommerzeit!